Manche Lehrkräfte wussten schon in ihrer eigenen Schulzeit, welchen Wunschberuf sie ergreifen wollten. Andere Lehrer:innen haben eine Ausbildung hinter sich oder waren zuvor in anderen Branchen tätig, bevor sie einen beruflichen Neuanfang gewagt haben. Wenn eine dieser Vorgeschichten auf dich zutrifft und du deine Brötchen gerne als Lehrkraft verdienen möchtest, solltest du weiterlesen.
Was spricht für den Job als Lehrkraft?
Als Lehrer:in kannst du dein Wissen mit dem Klassenverband teilen. Du begleitest die Schüler:innen durch verschiedene Klassenstufen und gehst diesen Weg mit ihnen mit. Neben der Rolle als Wissensvermittler:in kannst du deine eigene Klasse betreuen oder als Beratungslehrkraft fungieren.
In deinem Job lernst du viele verschiedene Schüler:innen und andere Lehrkräfte aus dem Kollegium kennen. Der Kontakt kann für beide Seiten eine echte Bereicherung sein. Sowohl der Austausch mit den Lehrer:innen als auch die Interaktion mit der Klasse gibt neue Impulse und Gedanken, an denen man selber wachsen kann.
Welche Kompetenzen und Qualifikationen braucht man?
Lehrer:innen werden im Studium und anschließend im Referendariat auf ihren Beruf vorbereitet. Beide Bereiche sagen jedoch nur bedingt etwas über die Fähigkeit der einzelnen Person aus, an Schulen zu unterrichten.
Als angehende Lehrkraft benötigt man ein abgeschlossenes Studium. Es setzt sich aus dem Abschluss als Bachelor of Arts (B.A.) und Master of Education (M. Ed.) zusammen. Der akademische Grad als Master of Education berechtigt zur Ausübung des Lehrberufs. Nach dem Studium beginnt die Zeit des Referendariats. In dieser Phase wird das theoretische Fachwissen aus den Studienjahren praktisch angewandt.
Eine Ausbildung im sozialpädagogischen Bereich ist zwar von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung für eine Immatrikulation an der Hochschule. Dasselbe gilt für freiwillige Praktika an Schulen: Sie machen dir den Einstieg in das Studium etwas leichter. Wenn du solche Zusatzqualifikationen aber nicht nachweisen kannst, entstehen dir keine Nachteile. Viele Absolventen und Absolventinnen schließen ihre Studienzeit auch ohne praktische Vorkenntnisse mit Erfolg ab.

Gute Noten im Studium, ein zufriedenstellender Abschluss und das Bestehen des Referendariats sind nur ein Teil des großen Ganzen. Als Lehrer:in muss man nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch über Soft Skills verfügen. Diese Fähigkeiten beziehen sich auf die Interaktion zwischen Lehrkraft und Schüler:innenschaft. Lehrer:innen müssen zwischen den Zeilen lesen können. Es ist keine Seltenheit, dass sich Schüler:innen ihren Lehrkräften anvertrauen, um ihnen von ihren oft privaten Sorgen und Anliegen zu berichten. Manche erwarten eine Lösung, andere möchten ihren Kummer einfach nur teilen und brauchen dafür ein offenes Ohr.
Gerade in den Grundschulen oder jüngeren Jahrgängen entwickeln sich Klassenleitungen oft zu einer Art Ersatzelternteil. Dieser Bereich geht weit über die bloße Wissensvermittlung hinaus. Er gehört aber zum Lehrberuf dazu. Ohne Empathie funktioniert es im Schulalltag nicht. Lehrer:innen sollten sich auf die Lebenswelt ihrer Schüler:innen einlassen können und auch wollen. Darüber sollte man sich im Klaren sein, bevor man der Wunschuni eine Bewerbung zukommen lässt. Die Mitglieder des Klassenverbandes sehen in ihrer Klassenleitung oft eine Bezugspersonen und eine emotionale Stütze, mit denen sie einen großen Teil ihres Alltags gemeinsam bewältigen.
Verlaufsplan des Studiums
Wenn du deine berufliche Zukunft vor der grünen Tafel siehst, ist die Immatrikulation an der Uni der erste Schritt in die richtige Richtung. Wer auf Lehramt studieren möchte, muss zwei Studienfächer belegen. Diese Kombination wird als Zwei-Fach-Bachelor bezeichnet. In den meisten Fällen handelt es sich um ein oder zwei Hauptfächer oder ein Haupt- und ein Nebenfach. Es ist auch möglich, zwei Nebenfächer zu studieren. Allerdings kannst du danach nur als Fachlehrkraft und nicht als Klassenleitung eingesetzt werden.
Im Bachelorstudium eignest du dir die Wissensgrundlagen deiner gewählten Fächer an. Darüber hinaus stehen Module aus den Bereichen Psychologie und Pädagogik auf dem Lehrplan. Zukünftige Lehrkräfte hospitieren in Schulen oder anderen Bildungseinrichtungen, um praxisnahe Einblicke in den schulischen Berufsalltag zu bekommen. Diese Praxiseinheiten finden in Blöcken von 4 bis 6 Wochen statt. In der Regel stehen sie als allgemeine Schulpraktika im 4. Semester an. Auch wenn du beispielsweise auf Grundschullehramt studierst, ist eine Hospitation in anderen Schulformen keine Seltenheit. Das Modul ist eine allgemeine Praktikumsphase – die spezifischen Praxisblöcke kommen erst im Master dran.
In den mehrwöchigen Praxismodulen blickt man hinter die Kulissen und betrachtet den Lehrberuf von verschiedenen Perspektiven aus. Diese Zeit kann auch dafür genutzt werden, um die angestrebte Berufswahl zu hinterfragen.
Der Bachelorstudiengang dauert 3 Jahre, die sich in 6 Semester gliedern. Im letzten Halbjahr wird die schriftliche Abschlussarbeit verfasst. Nach dem Bachelorstudium kannst du dich direkt oder zu einem späteren Zeitpunkt für den Masterstudiengang bewerben. Lehramtsstudierende bevorzugen meistens das konsekutive Masterstudium. Es schließt sich unmittelbar an den Bachelor an.

Die Dauer des Masters liegt bei 4 Semestern. In den 2 Jahren werden die Kenntnisse aus dem Bachelorstudiengang vertieft. In Praxismodulen baut man die erworbenen Fähigkeiten als Lehrperson aus. Diese Konsolidierung wird im Referendariat fortgesetzt. Es ist deshalb nicht schlimm, wenn du dich am Anfang noch nicht jeder Situation gewachsen fühlst. Dieses Empfinden kennen sogar ‚ausgelernte‘ Lehrpersonen oder Mentor:innen während der Referendariatsphase.
Die Zeit nach dem Studium
Nach den Jahren im Hörsaal hast du endlich deinen heiß ersehnten Abschluss in der Tasche. Der akademische Grad des Master of Education macht dich leider noch nicht zur ‚vollwertigen‘ Lehrperson. Auf die Studienzeit folgt das Referendariat. Es dauert 1 1/2 bis 2 Jahre.
Im Referendariat wird dir ein:e Mentor:in zugeteilt. Diese Person ist oder war meistens selbst im Schuldienst tätig und kennt die Abläufe im Klassenzimmer aus eigener Erfahrung. An sie kannst du jederzeit das Wort richten, wenn etwas unklar sein sollte. In den begleitenden Seminaren eignen sich die Lehrkräfte im Referendariat themenspezifische Theorie an. Auch die Seminarleitung ist als Ansprechpartner:in die erste Adresse.
Schlusswort
Die Tätigkeit des/der Lehrer:in ist eine Lebensaufgabe. Sie endet nicht mit dem abgeschlossenen Studium oder dem erfolgreich beendeten Referendariat. Von der Anmeldung zum Lehramtsstudium über die Studienzeit bis hin zum Ende des Referendariats sollte man sich immer wieder selbst fragen, ob man sich vorstellen kann, diesen Beruf jahrelang auszuüben. Der Beruf der Lehrkraft gehört zu den Jobs mit sozialem Schwerpunkt. Wenn du offen für neue Situationen bist, dich gut in andere Personen und ihre Gefühlswelt hineinversetzen kannst und auch an stressigen Tagen noch gerne unterrichtest, stehen deine Aussichten auf eine langfristige Tätigkeit im Schuldienst sehr gut.