Mein geheimer Freund – eine einfach einzusetzende Methode, die nicht viel Zeit benötigt, kein zusätzliches Material und dennoch das Klassenklima in deiner Klasse positiv unterstützt. Nebenbei führt es zu einem guten Gefühl unter den Kindern und schafft eine positive entspannte Lernatmosphäre. Hattie betont in seinen Studien immer wieder, wie wichtig die Beziehung zwischen Lehrer:in und Schüler:in ist. Ebenso wichtig ist die Beziehung zwischen den Kindern. Um erfolgreich lernen zu können ist es unabdingbar, dass sich das Kind in der Schule wohlfühlt. Ein Ort des Wohlfühlens, ein Ort, wo Angst keinen Platz haben darf!

Einführung des Themas

Ich führte das Thema im Kreis ein. Als Einstieg wählte ich ein Tierbild. Auf dem Bild waren ein Hund und eine Katze eng aneinander gekuschelt abgebildet. Zunächst sollten sich die Kinder frei zum Bild äußern und ihre Gedanken dazu mitteilen können. Nach einigen freien Assoziationen fällt rasch der Begriff “Freunde/Freundschaft”. Lass den Kindern Zeit und führe sie durch gezielte Fragen dazu, dass sie auf die Ungleichheit der beiden Tiere kommen. Können Katz’ und Hund überhaupt Freunde sein? Sie sind doch so unterschiedlich.

Durch gemeinsames Philosophieren kann man mit den Kindern zu dem Entschluss kommen, dass man auch durch Ungleichheiten zueinander freundlich sein kann. Nicht immer müssen und können sich Freundschaften entwickeln. Dies muss auch nicht sein und das darf auch nicht verlangt werden. Aber man kann auch nett zu jemanden sein, den man auf den ersten Blick nicht beachten würde.

Mein geheimer Freund – Wie du dein Klassenklima verbessern kannst
Bild für den Einstieg in das Thema.

Beachte: Um mit den Schüler:innen philosophieren zu können, braucht es Zeit! Vom Beginn an musst du mit ihnen daran arbeiten und sie langsam aber stetig dahin zu führen. Du kannst nicht von heute auf morgen von deinen Kindern erwarten, dass sie dies können. Das muss geübt und gelernt werden!

Mein geheimer Freund – so läuft es ab

Ablauf

Nach der erfolgreichen Einführung in das Thema, schreibt jedes Kind auf ein bereits von dir vorbereitetes Zettelchen seinen Namen. Sobald der Name oben steht, wird das Namenskärtchen in der Mitte gefaltet und in das vorbereitete Gefäß gegeben.

Als Gefäß kannst du eine Schachtel, eine Schatzkiste, einen kleinen Koffer, ein leeres Marmeladenglas etc. wählen. Du brauchst dazu keine Anschaffung tätigen, nimm ruhig ein Gefäß, welches du bereits hast. Wenn es etwas Besonderes ist, wie zum Beispiel eine Schatzkiste oder ein Koffer, bekommt das Ganze eine besondere Atmosphäre eingehaucht. Es gewinnt an enormer Bedeutung für die Kinder, es ist etwas Besonderes und nichts Alltägliches.

Einmal in der Woche, ich wählte den Freitag aus, darf jedes Kind einmal in das Gefäß mit den Namenskärtchen greifen und eines ziehen. Wichtig ist, dass der gezogene Name nicht der eigene ist und dieser auch nicht verraten wird. Und schon hast du einen geheimen Freund. Die Aufgabe des Kindes ist es, seinem geheimen Freund kleine Aufmerksamkeiten zukommen zu lassen. Mir war besonders wichtig, dass es keine materiellen Dinge sind. Die Schüler:innen wurden angehalten Aufmerksamkeiten in Form von alltäglichen Kleinigkeiten zukommen zu lassen.

Kinder halten sich an den Händen.
Kleine Gesten – ganz groß.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Im Plenum sammelten wir gemeinsam Ideen und Anregungen. Dabei stellten wir fest, dass es gar nicht so schwer ist. Es geht nicht um große Dinge! Vielmehr geht es um kleine Gesten im Alltag. Dies kann ein freundliches „Hallo“, „Guten Morgen“, eine kleine Frage „Wie geht es dir heute?“, „Kann/Darf ich dir helfen?“ sein. Weitere Möglichkeiten sind, dass man seiner bzw. seinem geheimen Freund:in im Sitzkreis das Sitzpölsterchen herrichtet, seine Gummibärchen mit dem Kind teilt, einfach ein nettes Kompliment macht oder in der Pause gemeinsam ein Spiel spielt. Nicht mit jedem muss man gleich Spiele gezwungener Maße spielen, aber ein liebes Wort oder eine nette Geste bringt man rascher über die Lippen, als man glaubt.

Wird ein/e Freund:in gezogen, wird einem die Aufgabe leichter fallen, als bei Kolleg:innen mit denen man keinen engen Kontakt hat. Doch gerade das schafft Möglichkeiten die/den andere/n besser kennenzulernen.

Mir war besonders wichtig, den Kindern den Gedanken mitzugeben, dass ihnen bewusst ist, dass eine ganze Woche jemand für sie da ist. Die Person ist da, um darauf zu achten, dass es dir gut geht. Sie ist dein geheimer Freund und schaut darauf, dass es deinem Wohlergehen gut geht. Du weißt zwar nicht, wer es ist, aber du weißt, da ist jemand, der es gut meint mit mir meint.

Jugendliche schwören sich ein.
Gemeinsam Gemeinschaft fördern.

Reflexion

Nachdem jedes Kind eine/n geheime/n Freund:in gezogen hat, bleibt diese/r bis zur nächsten Reflexion, welche eine Woche später stattfindet, bestehen. Im Gesprächskreis wird gemeinsam reflektiert und besprochen, was das einzelne Kind wahrgenommen hat und ob es eine Ahnung hat, wer sein geheime/r Freund:in ist. Wie hat sich das angefühlt? An welchen Gesten haben sie es erkannt? Ich persönlich bevorzuge es, dass die Kinder das Geheimnis lüften und sich zu kennen geben, wer der geheime Freund war. Das kannst du aber für dich selbst entscheiden, ob du das möchtest.

Das Projekt „geheimer Freund“ lasse ich über das gesamte Schuljahr laufen und endet erst mit Schulschluss.

Es gibt natürlich viele weitere Möglichkeiten das Klassenklima positiv zu unterstützen und zu verbessern. Der geheime Freund, ist eine Möglichkeit, die ich gerne einsetze und mit der ich persönlich gute Erfahrungen gemacht habe. Der Zeitaufwand ist ebenso überschaubar wie der Materialbedarf. Ein nettes Wort oder ein Lächeln reichen oftmals schon aus, anzukommen und sich wohlzufühlen. Mir ist dabei besonders wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass es nicht um das Materielle, sondern viel mehr um kleine Gesten geht.

Probiere es einfach aus! Es ist kein Mehraufwand, es ist einfach umzusetzen und wird allen beteiligten Spaß bereiten. Für ein lebenswertes Miteinander!

Vielleicht bist noch auf der Suche nach neuer Inspiration? Dann bist du hier Klassendieste – eine Gratwanderung zwischen Pflicht und Freiwilligkeit genau richtig.