Hurra, wir fahren auf Klassenfahrt! Für die Schüler:innen sind Klassenfahrten oft eine willkommene Abwechslung. Eine Woche lang werden keine Klausuren geschrieben. Stattdessen stehen Grillabende am Lagerfeuer, Ausflüge ins Blaue oder Nachtwanderungen auf dem Stundenplan. Als Lehrer:in kann man es nicht ganz so locker angehen, auch wenn man der gemeinsamen Reise mit der Klasse freudig entgegenblickt. Neben der durchdachten Planung hat man während der Klassenreise leider keinen Urlaub, sondern bleibt auch im Schullandheim Koordinator:in für das Tagesgeschehen. Damit du bei deiner nächsten Klassenfahrt nicht ins kalte Wasser geworfen wirst, gibt es hier einige wertvolle Hinweise und Ratschläge. So behalten alle Beteiligten die Reise als rundum gelungenes Erlebnis in Erinnerung.

Eine Klassenfahrt ist für Schüler:innen eine gelungene Abwechslung, doch für die begleitenden Lehrkräfte bedeutet das neben enormen Planungsaufwand auch, dass viele verdeckte Herausforderungen auf sie zukommen.
Eine Klassenfahrt ist für Schüler:innen eine gelungene Abwechslung, doch für die begleitenden Lehrkräfte bedeutet das neben enormen Planungsaufwand auch, dass viele verdeckte Herausforderungen auf sie zukommen.

Warum werden Klassenfahrten unternommen?

Man muss zwischen einer Klassenfahrt und einer Exkursion unterscheiden. Bei Exkursionen handelt es sich meistens um Tagesausflüge. Klassenfahrten erstrecken sich über mehrere Tage. In der Grundschule fahren die Klassen oft nur für ein langes Wochenende weg.

Eine Klassenfahrt verfolgt unterschiedliche Ziele. In den Schuljahren bis zur Mittelstufe steht die Stärkung der Klassengemeinschaft im Vordergrund. Die Schüler:innenschaft soll sich als Gruppe begreifen, die aus vielen Individuen besteht. Jedes Mitglied der Klasse kann sich mit seinen individuellen Fähigkeiten einbringen und dazu beitragen, dass das Miteinander gelingt.

Durch gemeinsame Aktivitäten soll den Schüler:innen bewusst werden, dass jeder seine Indivudalität in die Gruppe einbringt und dies eine wertvolle Ressource ist.
Durch gemeinsame Aktivitäten soll den Schüler:innen bewusst werden, dass jeder seine Indivudalität in die Gruppe einbringt und dies eine wertvolle Ressource ist.

Ab der 10. Klasse werden sogenannte Seminarfahrten mit einem themenspezifischen Schwerpunkt unternommen. Ein Leistungskurs in Englisch reist zum Beispiel nach London, um Land und Leute kennenzulernen. Am Ende der Schulzeit werden Abschlussreisen organisiert, um die Jahre auf der Schulbank gemeinsam ausklingen zu lassen. Die Teilnahme an solchen Abschlussfahrten ist jedoch freiwillig. Klassen- und Studienreisen sind Pflichttermine. Wenn ein:e Schüler:in aus persönlichen Gründen nicht mitkommen kann oder will, besteht für ihn/sie Schulpflicht. ‚Daheimgebliebene‘ nehmen in dieser Zeit am Unterricht in einer Parallelklasse teil.

Deine Position als Lehrkraft

Als begleitende Lehrkraft bist du weisungsbefugt. Deine Rolle als Klassenleitung bleibt auch während des Aufenthalts bestehen. Dasselbe gilt für Kollegen/Kolleginnen, die ebenfalls als Begleitpersonen an der Klassenreise teilnehmen.

Mitreisende Lehrer:innen tragen die Verantwortung für die Klasse. Während der Zeit im Schullandheim bist du gewissermaßen ein Elternersatz. Die Schüler:innen sind deine Schutzbefohlenen, deren Wohlergehen von dir abhängt.

Als Lehrkraft solltest du nicht nur allgemein den Durchblick und Plan haben, du trägst während der gesamten Klassenfahrt die Verantwortung deiner Schutzbefohlenen.
Als Lehrkraft solltest du nicht nur allgemein den Durchblick und Plan haben, du trägst während der gesamten Klassenfahrt die Verantwortung deiner Schutzbefohlenen.

Organisation und Vorbereitung – Checkliste

  1. Eine ausreichende Zeitspanne für die Planung ist das höchste Gut. Die Klassenfahrt kann und darf nicht eine Woche vor dem Anreisetag organisiert werden. Eine Vorlaufzeit von 3 bis 4 Monaten ist definitiv angemessen und reicht aus, um eventuelle Rückfragen seitens der Klasse oder der Elternschaft zu klären.
  2. Bevor die Zimmer im Schullandheim gebucht werden, solltest du Preise vergleichen. Bei dem Vergleich ist auf das Renommee der Unterkunft zu achten: Bekommt sie im Netz positive Bewertungen oder sind die Rezensionen eher durchwachsen? Bei zu günstigen Angeboten sollte man vorsichtig sein, da es sich oftmals um Betrug handelt.
  3. Eine:r erfahrene:r Lehrer:in kann dich bei der Planung unterstützen. Zwei Augenpaare sind in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn dir ein Angebot einer Jugendherberge zweifelhaft vorkommt, empfiehlt sich eine Rücksprache mit deinem/deiner Kollegen/Kollegin.
  4. Erkundige dich im Kollegium, wer als zweite Begleitperson an der Klassenreise teilnehmen kann. Im Idealfall werden die Schüler:innen neben der Klassenleitung von einer Lehrkraft betreut, die sie aus dem Unterricht kennen. Sie kann die soziale Kompetenz der Klasse beurteilen und weiß, ‚woran man bei ihr ist‘.
  5. An einem Elternabend werden die Erziehungsberechtigten über den Ablauf der Fahrt informiert. Sie bekommen Informationen über die Örtlichkeiten, die Abfahrtszeiten und alle weiteren relevanten Themen. Die Klasse kann in einer Unterrichtsstunde über die organisatorischen Dinge aufgeklärt werden.

Die Klassenfahrt vom Tag der Anreise bis zur Abschlussfete

Auf der gesamten Reise sind die begleitenden Lehrkräfte rund um die Uhr anwesend. Zwei Lehrer:innen können die anfallenden Aufgaben untereinander aufteilen: Eine:r von ihnen kontrolliert die Zimmer, der/die Kollege/Kollegin sieht nach, ob der Tagesraum aufgeräumt wurde.

Nach der Ankunft teilen die Lehrer:innen ihrer Klasse mit, welche Programmpunkte sie in den nächsten Tagen erwarten. Eine grundsätzliche Offenheit für spontane Unternehmungen sollte ebenfalls vorhanden sein. Die Reise muss nicht wie ein Stundenplan aufgebaut sein. Solche Tagesabläufe sind für den normalen Schulalltag angemessen. Auf Klassenfahrten spricht nichts gegen etwas mehr Spontanität.

Am letzten Abend vor der Heimreise kann sich die Klasse mit ihren Lehrkräften in der Grillhütte oder an einem anderen Ort treffen, um in der großen Runde den Abschluss der Reise zu feiern. Diese kleinen Feiern sind eine gute Gelegenheit für beide Seiten, um sich privat besser kennenzulernen.

Was kann man tun, wenn es Probleme gibt?

Nicht jede Klassenreise verläuft reibungslos. Heimweh, schlechtes Wetter oder Verstöße gegen die Hausordnung können die Stimmung trüben. Was kannst du als Lehrer:in in solchen Fällen unternehmen?

Heimweh ist nicht zu unterschätzen und kommt gerade auf Klassenfharten häufig vor.
Heimweh ist nicht zu unterschätzen und kommt gerade auf Klassenfharten häufig vor.

Vor allem Grundschullehrkräfte werden auf Klassenfahrten mit mehr oder weniger schweren Fällen von Heimweh konfrontiert. Das ist völlig normal und auch nachvollziehbar: Die meisten Kinder halten sich zum ersten Mal in einer fremden Umgebung auf, die ihnen nicht vertraut ist. Für diese ‚Ausnahmesituation‘ sollte man als Lehrer:in Verständnis haben. Sage deinen Schüler:innen, dass du für sie als Ansprechpartner:in jederzeit ein offenes Ohr hast. Dieses Signal schafft Vertrauen und ermutigt die Kinder dazu, über ihre Empfindungen zu sprechen.

Wenn sich keine Besserung einstellt, sollten die Eltern kontaktiert werden. Ein vorzeitiges Abholen wird im Kontext von Klassenreisen vielfach als letzte Option betrachtet. Mitunter tut man dem betroffenen Kind aber keinen Gefallen, es bis zum letzten Tag im Schullandheim zu behalten. Jede:r Schüler:in ist anders. Es hat daher nichts mit Schwäche zu tun, wenn das Heimweh als zu belastend empfunden wird.

An regnerischen Tagen stellt sich schnell Langeweile ein, weil man nichts im Freien unternehmen kann. Aus diesem Grund solltest du dir ein Alternativprogramm mit Aktivitäten überlegen, die im Aufenthaltsraum ausgeführt werden können. Brettspiele, Pizza backen oder das Einstudieren von Rollenspielen sind grundsätzlich gut geeignet. Das Programm sollte auf jeden Fall altersgerecht sein. Spiele im Stuhlkreis und gemeinsames Basteln kommen für Grundschulklassen in Frage. An kreativen Tätigkeiten wie Schauspielen auf der Bühne haben auch ältere Schüler:innen viel Spaß.

Schlechtwetter kann schnell die Stimmung in den Keller fahren lassen, daher ist es unbedingt notwendig, altersgemäße Aktivitäten, welche indoor angeboten werden können, im Ärmel zu haben.
Schlechtwetter kann schnell die Stimmung in den Keller fahren lassen, daher ist es unbedingt notwendig, altersgemäße Aktivitäten, welche indoor angeboten werden können, im Ärmel zu haben.

In den höheren Klassen und in weiterführenden Schulen ist der unerlaubte Konsum von Alkohol ein Thema. Dieser Aspekt sollte vor der Reise in der Klasse angesprochen werden. Minderjährige Schüler:innen dürfen auf der Klassenfahrt keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen. Bei einer volljährigen Schüler:innenschaft entscheidet die Lehrkraft, ob am letzten Abend ein Bier getrunken werden darf, um gemeinsam auf die Reise anzustoßen. Solche Entscheidungen liegen einzig und allein im Ermessen des/der jeweiligen Lehrer:in.

Bei groben Verstößen gegen die Haus- oder Schulordnung können die Beteiligten vor der Zeit nach Hause geschickt werden. Auch im Schullandheim gelten Regeln. Dieser Hinweis ist nicht als Drohung zu verstehen. Stattdessen soll er verdeutlichen, dass Klassenfahrten keine Partyurlaube, sondern eine Veranstaltung der Schule sind.

Schlusswort

Jede Klassenfahrt ist ein zeitintensives Projekt, dessen Planung Wochen und Monate vor dem Termin beginnt. Für eine:n einzige:n Lehrer:in ist die Organisation sehr mühevoll. Mit einer unterstützenden Person aus dem Kollegium fällt die Planung leichter. Beide Verantwortlichen sollten sich rechtzeitig mit der anstehenden Klassenreise auseinandersetzen und den Aufenthalt professionell planen. Am wichtigsten ist eine motivierte Aufgeschlossenheit gegenüber der gemeinsamen Zeit. Schließlich soll die Woche für alle Mitreisenden spannend und ereignisreich werden, damit die Klasse mit einem bunten Bilderbuch an schönen Erinnerungen zurückkehrt.