„Wer möchte nächste Woche Austeildienst sein?“ Was für eine Frage! In der Klasse bricht beim Verteilen der Klassendienste nahezu ein Streit aus. Jeder möchte alles machen und überall eingeteilt werden.
Gerade in meiner jetzigen Klasse ist es einfach, die Klassendienste zu verteilen. Begehrte Dienste wie der „Austeildienst“ oder die „Helfende Hand“ sind Aufgaben, die sehr gerne übernommen werden. Die Bandbreite an Klassendiensten ist groß und wenn du dich durch das Netz klickst, kommst du auf eine unglaubliche Menge. Ich war anfänglich begeistert von der großen Auswahl, aber rasch merkte ich, dass ich für mich einzelne Dienste wählen musste, da es zu viele geworden wären. Lass dich nicht verunsichern, wenn Kolleg:innen bei dir an der Schule andere Klassendienste haben und diese in den Himmel loben.
Du musst für dich den richtigen Weg finden und wahrscheinlich merkst du im Laufe des Schuljahres welche Dienste du im nächsten Jahr weglassen oder hinzugeben möchtest. Auch bei mir haben sich Aufgaben als nicht sinnvoll erwiesen und ich werde sie im kommenden Jahr nicht mehr einsetzen. Hier zählen zum Beispiel der Kehrdienst oder der Tafeldienst. Da wir an unserem Schulstandort mit Smartboards ausgestattet sind und ich hauptsächlich damit arbeite, ist der Dienst Woche für Woche eine sinnbefreite Aufgabe.

Am Beginn des Schuljahres dauerte es ein paar Wochen bis sich die Aufgaben eingespielt hatten und jeder wusste was genau zu tun ist. Noch dazu begann ich mit einer ersten Klasse Grundschule/Volksschule und hatte nur eine Handvoll Kinder, die vom Beginn an lesen konnten. Hier war ich sehr eingeschränkt den Austeildienst gerecht zu verteilen. Die Schüler:innen waren jedoch so ehrgeizig, dass sie selbst Wege fanden, wie sie für diesen Dienst Kinder miteinbinden konnten, die nicht lesen konnten.
Ich möchte dir mit diesem Beispiel Mut zusprechen, Kindern ruhig mehr zuzutrauen. Der Kehr- oder Ordnungsdienst sind weniger beliebte Aufgaben. Wer räumt schon gerne auf oder schafft Ordnung? An unserer Schule läuft als Schwerpunkt die „sozial wirksame Schule“, dahingehend erweiterte ich während des Jahres unsere Aufgabenbereiche mit dem “Garderobendienst”. Neben dem Austeildienst einer der beliebtesten Aufgaben.
ICH KANN DAS!
Einmal groß sein. Jedes Kind möchte groß sein und etwas schaffen. Sich auf das Kind verlassen oder lesen können sind Privilegien, um gewissen Dienste verrichten zu können. Ein Ansporn für viele der Jüngsten. Leider lässt dieser Enthusiasmus ab umso älter die Schüler:innen werden.
FREIWILLIGKEIT
In diesem Schuljahr handhabte ich es so, dass die Klassendienste jeden Freitag für die neue Woche ausgeteilt wurden. Dazu fertigte ich Karten an. Auf jeder Karte steht ein Dienst. Solche Karten findest du im Internet zu Genüge. Sie sind oftmals sehr ansprechend aufgemacht. Wenn du sie folierst, hast du länger was davon und sie sind wesentlich langlebiger.
Für jedes Kind gestaltete ich eine Namenskarte, auch sie folierte ich. Auf jede Klassendienst-Karte klebte ich einen Klettverschluss-Punkt. Du bekommst diese ganz günstig zu kaufen.
Am Freitag wurden die Dienste neu verteilt. Dabei setzte ich auf Freiwilligkeit. Die Schüler:innen durften sich für Dienste melden und klebten ihren Namen auf die jeweilige Karte. In diesem Jahr ergab es sich, dass die alle Dienste immer besetzt waren und eine einigermaßen gerechte Aufteilung zustande kam. Auch hier macht es Sinn, den Kindern Eigenverantwortung zu übergeben. Sie schaffen das und können sich viel untereinander ausmachen. Die Kinder achten noch mehr darauf als wir Erwachsene, dass ein Dienst nicht in Folge zweimal hintereinander von demselben Kind durchgeführt wird.
Die Karten mit den Diensten hängen bei mir in der Klasse an einer Pinnwand. Die Schüler:innen haben einen guten Blick darauf und erinnern sich gegenseitig.
PFLICHT
Je nachdem wie die Situation in der Klasse ist, könnte man auch auf Dienstzuteilungen zurückgreifen. Eine Möglichkeit wäre, dass du die Namenskärtchen in einen Beutel gibst und ziehst.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es durchwegs Sinn macht, die Namenskärtchen auf die Klassendienst-Karten zu heften. Die Schüler:innen können nachsehen, sich gegenseitig erinnern und selbst behält man auch den Überblick.
Ob du ab einer gewissen Schulstufe neue Dienste hinzunimmst, obliegt dir. Du solltest dir dennoch gut überlegen, ob alle Aufgaben tatsächlich Sinn machen, oder ob es nicht sinnvoller ist, manche zu streichen.
Ein Dilemma ist es bei den Diensten, wenn einzelne Stunden von anderen Lehrer:innen gehalten werden. Des Weiteren wird die Dienstverteilung an höheren Schulen schwierig. Der Wechsel von Fachlehrer:innen oder Klassenräumen bringt eine zusätzliche Herausforderung mit sich. Eine schwierige Situation, denn manche Aufgaben wie der Kehr- oder Aufräumdienst sind nun mal Aufgaben, die zum Schulleben gehören, aber nicht zwangsläufig zum Unterricht.

LÖSUNG/CONCLUSIO
Mit der Aufgabe „Kehrdienst“ war ich beispielsweise vom Beginn an nicht glücklich. Wollte ich doch, dass jeder auf seinen Arbeitsplatz schaut. Ich wollte beim besten Willen nicht den Kindern suggerieren, dass es selbstverständlich ist, den Mist anderer Menschen wegzuräumen. Dahingehend strich ich den Dienst von der Liste und hielt die Kinder an, dass sie während des Unterrichts, sobald Abfälle anfielen, diese eigenständig zu entsorgen. Viel dennoch etwas an, fand sich auf Basis der Freiwilligkeit immer ein Kind, dass den Kehrdienst übernahm.
Meine Beobachtung ist, dass die Schüler:innen viel sensibler wurden und zunehmend einander mehr und mehr erinnerten und auf eine sauberere Umwelt achteten. Dahingehend möchte ich dich ermutigen, dass du für dich die Dienste in deiner Klasse hinterfragst und auch welche wegfallen lässt, wenn du diese nicht für wichtig erachtest.
So wird auch bei dir der Klassendienst zum Erfolg!
Bist du noch auf der Suche nach weitere Ideen oder Anregungen für deine Klasse? Dann bist du hier Methodenvielfalt im Unterricht – so wird dein Unterricht ein Renner! genau richtig.