Ganzheitlich den Buchstaben erarbeiten? Wie wenn nicht schon genug zu tun wäre… Doch der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall! Wir zeigen dir im folgenden Artikel wie wichtig dieses Vorgehen ist.

Was für eine Aufregung! Die jüngster in unserer Schule scharren voller Motivation und Eifer und wollen bereits am ersten Schultag lesen, schreiben und rechnen lernen. Auch wir Lehrkräfte sind voller Elan und haben gefühlt Tausende Ideen und möchten diese am besten sofort alle zeitgleich umsetzen. Kennst du auch dieses tolle Gefühl? 

In den ersten Wochen starten die ersten Klassen der Grund/-Volksschule mit den ersten Buchstaben. Je nach Fibel kann die Reihenfolge variieren und alles hat seine Berechtigung. In die Welt der Buchstaben einzutauchen, ist zunächst unfassbar spannend. Jede Woche gibt es je nach Konzept einen Buchstabentag oder Ähnliches. Doch nach einigen Wochen kann das schnell langweilig werden und es gehen einem irgendwann schlichtweg die Ideen aus oder es wird irgendwann langweilig, vor allem dann, wenn immer dieselben Methoden verwendet werden.  

Tolle neue Ideen regen nicht nur an, sondern motivieren und machen ungemein Spaß!
Tolle neue Ideen regen nicht nur an, sondern motivieren und machen ungemein Spaß!

Doch was ist der Anspruch an die neuen Laute? Einerseits sollen die Schüler:innen den neu erworbenen Laut hören. Zunächst am Anfang eines Wortes, anschließend soll dieser auch am Ende oder in der Mitte wahrgenommen werden können. Des Weiteren sollen die Schüler:innen den Buchstabend aus anderen herausfiltern können. Das heißt, sie sind in der Lage, den Laut optisch zu diskriminieren (können ihn beispielsweise anmalen, einkreisen, unterstreichen etc.). Und natürlich sollen die Schüler:innen befähigt werden, dass sie den neu erworbenen Buchstaben richtig schreiben können. Hier sollte gerade im Anfangsunterricht als Vorübung immer mit ausreichend vielen Schwungübungen gearbeitet werden. Vom Großen zum Kleinen sozusagen. A2 oder A3 Papiere bieten sich hier besonders gut an. Vom Anfänglichen Nachspuren bis hin zum Schreiben auf der Linie muss hier alles abgedeckt werden.  

Ganzheitlich den Buchstaben erarbeiten: Schöpfe aus dem Vollem
Schöpfe aus dem Vollem

Meine Erfahrung zeigte mir, dass es Schüler:innen gibt, die viele Schwungübungen benötigen und man ihnen nie genug dazu anbieten kann. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kinder in der Klasse, die spuren den neuen Buchstabend zehn Mal nach und schreiben einwandfrei auf den Linien. Und dann gibt es auch die Kinder, die kommen in die Schule und können bereits schreiben. Hier geht die Schere erfahrungsgemäß weit auseinander und eine besonders ausgeklügelte und vor allem gut überlegte Differenzierung wird hier notwendig. 

In unserem heutigen Blogartikel werde ich dir einige Ideen und Anregungen anführen, welche du wunderbar in den Alltag integrieren kannst.  

Besonders gerne habe ich an diesen Tagen mit einem Stationenpass bzw. Stationenbetrieb gearbeitet. Ich nutzte diese Gunst der Stunde und führte sozusagen das selbstständige Arbeiten mit dem Tagesplan ein. Dies ermöglichte den Kindern vom Anfangsunterricht an langsam aber stetig in diese Arbeitsform hineinzuwachsen.  

Wichtig ist, dass du den Stationenbetrieb gut durchdenkst und vor allem gut planst und vorbereitest. Unterschätze die benötigte Zeit nicht. Du wirst sehen, am Anfang wirst du mehr Zeit benötigen, aber umso öfter du das machst, umso leichter wird es dir von der Hand gehen.  

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Vom Anfang an können Arbeitsformen eingeführt werden, welche du später weiter ausbauen und vertiefen kannst.

Ganzheitlich den Buchstaben erarbeiten – so gehts!

Stationenpass- aber wie?

Nach langem Überlegen entschied ich mich für einen Tagesplan. Er war gleich aufgebaut wie mein zukünftiger Tages- bzw. Wochenplan. Ich entschied mich bewusst für dieses Format, denn so kannten die Schüler:innen vom Beginn an das Format und den Ablauf. Das gleiche Format verwendete ich später auch für die Wochenplan-Arbeit. Der Übergang zu dieser Arbeitsform verlief reibungslos, denn den Schüler:innen war bereits das Format und die Form vertraut und bekannt.  

Vorbereitung der Stationen

Bereits am Tag vor der Buchstabenerarbeitung bereitete ich im Klassenzimmer die Stationen sowie die Kopien für die Arbeitspläne vor. So hatte ich genügend Zeit und konnte am nächsten Tag entspannt starten.  

Im nächsten Abschnitt habe ich dir einige beliebte Stationen zusammengetragen, welche sich gut zur Buchstabeneinführung eignen. 

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Stationenbetrieb muss gut geplant und organisiert werden

Beliebte Stationen

  • Buchstaben in die Luft schreiben – dazu verwendeten wir immer unseren unsichtbaren Zauberstift. 😉 
  • Buchstaben mit dem Finger auf die Tischfläche schreiben. 
  • Den Buchstaben der/m Nachbar:in auf den Rücken, Handinnenfläche, Handrücken etc. schreiben. 
  • Nachspuren des Buchstabens auf der Tafel 
  • Den Buchstaben in Rasierschaum schreiben. (Dieses haptische Highlight ist eine der beliebtesten Stationen. Du kannst mit Lebensmittelfarbe beispielsweise auch den Schaum einfärben)
  • Mit dem eigenen Körper den Buchstaben darstellen 
  • Den Buchstaben tanzen. 
  • Mit Knetmasse den Buchstaben nachbauen oder nachlegen lassen. Knetmasse bietet sich wunderbar an, um die Handmotorik der Kinder zu fördern und zu fordern. Hier kann ich dir nur ans Herz legen, dass du immer wieder unterschiedlich feste Knetmassen verwendest!  
  • Schreiben des Buchstabens im Sand, in Grieß oder Polenta (Hier verwendete ich abgelaufene Produkte, die noch in Ordnung waren) 
  • Lege mit Muggelsteine, Steine, Muscheln, Legesteinchen, Papierschnipsel, Pompons, Plastikblumen, Perlen, Bausteinen, Lego, Nüssen (ganze Wallnüsse, Mandeln uvm) oder der Jahreszeit entsprechende Legematerialien den Buchstaben nach. (Der Jahreszeit entsprechende Legematerialien können beispielsweise Filzblumen, Osterhase, Küken, Ostereier, Schneeflocken, Schneemänner, Kleeblätter, Kürbisse etc. sein.) 

Anregend kann hierbei auch der Untergrund sein. Zum Beispiel können sie mit dem Material auf einem Teppich legen, auf einem Kunstrasen auf Schleifpapier uvm. . 

  • Buchstaben anhand von Bildkarten (Lautdetektiv – Boxen) heraushören. Hier wird jedoch eine Lehrperson benötigt, die diese Station betreut. 
  • Anlautbilder finden und anmalen. 
  • Buchstabend aussprechen und im Mund fühlen (im Spiegel betrachten und sehen, wie sich der Mund bei der Aussprache verändert) 
  • Buchstabend ausstechen (Knetmasse, Salzteig etc.) 
  • Aus einer Menge an Holzbuchstabend den Neuen heraussuchen 
  • Teller oder Schüssel mit Buchstabennudeln füllen. Die Kinder sollen den neu erlernten Buchstaben heraussuchen. 
  • Am Boden mit einem Malerkrepp oder einem Isolierband den Buchstaben aufkleben und anschließend mit Fahrzeugen oder Tieren nachgehen-nachfahren lassen. 
  • Buchstaben mit Wolle nachlegen und anschließend aufkleben lassen. 
  • Den Buchstaben mit Springschüren am Boden auflegen lassen und anschließend nachgehen lassen.  

Dies sind nur ein paar Ideen von vielen! 

Hast auch du tolle Ideen und Anregungen für uns, dann schreib uns dich in einem Kommentar welche Stationen sich bei dir bewährt haben. 

Bist du noch auf der Suche nach weiteren Methoden? Willst du neuen Schwung in deinen Unterricht bringen? Dann bist du hier Methodenvielfalt im Unterricht – so wird dein Unterricht ein Renner genau richtig!