Mein erstes Dienstjahr mit meiner ersten eigenen Klasse begann in der zweiten Schulwoche. Was für eine aufregende Zeit! Ich weiß nicht, wer aufgeregter war: Die Kinder, die Eltern oder doch ich? Drei Tage vor meinem ersten Schultag als Lehrerin erfuhr ich, in welcher Klasse ich unterrichten werde. Noch bevor ich die ersten Schüler:innen kennenlernen durfte, begann das spannende Projekt, bei dem Einiges auf einen zukommt. Innerhalb von ein paar Tagen waren viele Punkte zu entscheiden, mit denen ich mich bis zu dem Tag der Stellenzusage nicht befasst hatte. Wenn ich ehrlich sein darf, ich war überfordert mit all meinen Gedanken und Ideen.
Während des Studiums bekommt man viele Ideen und Anregungen mit welche man am liebsten sofort alle umsetzen würde. Doch macht das Sinn? Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Viel mehr solltest du für dich Punkte aufschreiben, die dir einfallen. Ordne sie nach Bereichen und anschließend nach Priorität. Was brauchst du am ersten Schultag? Was kannst du im Laufe der Zeit einführen, etc.?

Du wirst rasch merken, dass du am ersten Tag nicht die Welt niederreißen kannst, vieles braucht Zeit und wichtig ist, dass du dich nicht völlig mit deinen Ansprüchen, Ideen und Zielen heillos überforderst. Doch wie du gelassener an das aufregende Projekt „erste eigene Klasse“ gehen kannst, zeige ich dir im folgenden Abschnitt.
In der ersten und zweiten Klasse Grundschule hatte ich das enorme Glück, eine ganz großartige Lehrerin haben zu dürfen. Es gibt viele Einheiten, an die ich mich noch so gut erinnern kann, als wären sie gestern gewesen. Meine damalige Lehrerin war und ist heute noch ein großes Vorbild für mich, immer wollte ich so sein wie sie. Mit diesem Vorbild im Hinterkopf wollte ich natürlich selbst auch nur das Beste für die eigene Klasse.
Vorbereitung auf den ersten Schultag
Da ich relativ wenig Zeit für jegliche Vorbereitungen hatte, musste ich innerhalb von wenigen Tagen so viel wie möglich auf die Beine stellen. Als ich das erste Mal im leeren Klassenraum stand, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich einen Raum schaffen möchte, in dem man sich gerne aufhält, wo man sich wohlfühlt und gerne lernt, lacht und auch Spaß hat.
Einige Besorgungen mussten gemacht werden, wie zum Beispiel das Klassenmaskottchen, Stempel, Stifte, Blöcke, uvm. Du wirst dir wahrscheinlich denken „das habe ich ja alles zu Hause“, ja das mag sein, aber in der Situation fällt man entweder in den Nestbautrieb oder Wahnsinn hinein! 😀

Man würde es nicht für möglich halten, wie viele Gedanken man sich um das Class Room Management macht. Neben den bereits erwähnten Kleinigkeiten, welche besorgt wurden, schaffte ich eine große Anzahl an Ordnungsboxen an, Ablagefächer, Boxen für Freiarbeits-Materialien, Blumen für die Fensterbänke uvm.
Klassenmasskottchen
Wie ich eingangs erwähnt habe, entschied ich mich für ein Klassenmaskottchen. Mit Bedacht wählte ich einen kleinen, grünen Drachen aus. Er stand als Sinnbild für unsere Klasse, die “Drachenklasse”. Fredi, unser Klassendrache, empfang am ersten Tag die Erstklässler:innen und begleitete uns das gesamte Schuljahr mit Rat und Tat.
Mein Tipp an dich: Nimm dir Zeit und wähle sorgfältig das Klassentier sowie dessen Namen aus. Umso jünger die Kinder sind, umso eher werden sie dir Fragen zum Klassenmaskottchen stellen. Dahingehend macht es Sinn, wenn du dir eine liebe Geschichte rund um das Tier ausdenkst. Je plausibler und nachvollziehbarer die Geschichte, umso leichter kannst du sie dir merken und umso einfach ist sie für die Schüler:innen zu verstehen und nachzuvollziehen. Es wird der Tag kommen, da stellen die Kinder Fragen und darauf solltest du vorbereitet sein. 😉

Sie dir unseren Artikel zum Einsatz eines Klassenmasskottchen an, wenn du mehr zum Thema erfahren möchtest.
Brief an die Kinder
Üblicherweise erhalten die Kinder einen Brief von der Schule. Dieser kann immer Standort abhängig, entweder von dem bzw. der Direktor:in oder dem bzw. der Klassenlehrer:in kommen. Wenn du, sowie in meinem Fall, erst kurzfristig von der Stelle erfährst, machst du dich am besten schlau wie es gehandhabt oder auch gewünscht wird.
Meine Schüler:innen erhielten damals in den Sommerferien das Schreiben der Direktorin. In dem Schreiben erfahren die Kinder in welche Klasse sie kommen, wie die Lehrer:in heißt und es kann sein, dass sie noch eine kleine Aufgabe mitbekommen. Dies kann eine Zeichenaufgabe sein, oder sie sollen am ersten Schultag etwas von den Sommerferien mitbringen. Hier sind den Ideen keine Grenzen gesetzt. Wenn du zu diesem Punkt noch Ideen brauchst, findest du bestimmt viele tolle Ideen im Netz dazu.
Während ich in den Vorbereitungen steckte, schwankte ich zwischen ungebremster Vorfreude und Panik. Vorfreude auf die Herausforderung, die erste eigene Klasse, die Schüler:innen, das gemeinsame Lernen und Arbeiten. Und auf der anderen Seite hatte ich Panik, Sorgen und Ängste zugleich, dass nicht alles rechtzeitig fertig sein würde. Von meinem Umfeld wurde ich liebevoll getragen und erfuhr viel Unterstützung, was mir in dieser Zeit viel Kraft gegeben hat.
Schlussendlich hat der Start sehr gut geklappt. Es braucht Zeit, bis du dich einfindest und du deinen wahren Platz gefunden hast. Gibt dir die Zeit und lass dir die Zeit. Du musst nicht von der ersten Stunde weg alles perfekt haben. Es entwickelt sich und vieles ergibt sich dann ganz von selbst.
Hab nur Mut und wenn du noch Anregungen brauchst, dann schau doch in den Blogartikel Checkliste für Lehrer:innen.