Während des Lehramtsstudiums heißt es für die Akademiker:innen und zukünftigen Lehrpersonen lernen, lernen und nochmals lernen: Sie schreiben Klausuren, halten Referate im Plenum und bereiten sich schließlich auf die Abschlussarbeit vor. Nach der erfolgreich bestandenen Prüfung am Ende des letzten Semesters hat man den Studienabschluss in der Tasche. Der Titel als Master of Education macht aber noch keine:n Lehrer:in. Nach dem Studium lernen die angehenden Lehrkräfte das Handwerk vor Ort, also in der Schule.

Nun heißt es wieder lernen, lernen, lernen. Im besten Fall kann man als Referendar:in tatsächlich etwas für das spätere Berufsleben lernen. Man fühlt sich gut betreut und hat die Gelegenheit, neue Lehrmethoden auszuprobieren und seinen eigenen Platz in der Welt des Lehrens zu finden.

Manchmal läuft es nicht ganz so rund. Unangemessener Leistungsdruck oder der Drang, immer alles richtig machen zu wollen sind hinderliche Umstände. Ein weiterer, nicht weniger schwerwiegender Aspekt ist das Verhältnis zwischen Referendar:in und Mentor:in. Auf diese Konstellation soll in den folgenden Rubriken näher eingegangen werden.

Auf welche Situationen muss man im Referendariat gefasst sein?

Referendar:innen merken sehr schnell, dass Inhalte aus dem Lehrbuch selten mit dem realen Schulalltag übereinstimmen. Neben unerwarteten Szenarien im Klassenraum kann das Verhältnis zum/zur Mentor:in Situationen mit sich bringen, die zu Problemen führen.

Warum kann sich die Beziehung zwischen Mentor:in und Referendar:in als schwierig herausstellen?

Das Verhältnis zwischen Junglehrer:in und Mentor:in ist der Beziehungsebene zwischen Lehrkraft und Schüler:innen sehr ähnlich. Im Referendariat bekommst du Feedback zu deinen Leistungen und deiner didaktischen Kompetenz. Auch die regelmäßige Teilnahme an Seminaren sind Pflichttermine.

Als Referendar:in macht man noch nicht alles richtig und arbeitet nicht immer fehlerfrei. Das kann auch niemand von dir erwarten, denn du befindest dich noch in der Ausbildungszeit. Leider sehen manche Mentor:innen über diese Tatsache hinweg. Sie urteilen mit Maßstäben, die für erfahrene Lehrkräfte angemessen sind. Für Referendar:innen sind zu hoch gesteckte Erwartungen jedoch überfordernd.

Ein Referendariat ist der Berufseinstieg für Lehrer:innen
Feedbackgespräche sollen hilfreich sein und nicht demotivieren, daher ist es wichtig immer auf einer sachlichen Ebene zu kommunizieren.

In den Feedbackgesprächen gibt es hin und wieder auch Kritik. Das ist in Ordnung, so lange es um die Leistung geht. Wenn die kritischen Worte des/der Mentor:in die Person des Gegenübers infrage stellen, ist das Gespräch unsachlich und nicht mehr objektiv. Andere Mentor:innen sind sich ihrer übergeordneten Position durchaus bewusst. Sie nutzen sie aber nicht, um ein Vorbild für die Lehrer:innen in spe zu sein, sondern um Macht zu demonstrieren.

Trotz des ‚Machtgefälles‘ zwischen Ausbilder:in und angehender Fachlehrkraft ist das Verhältnis keineswegs immer von Konflikten geprägt. Viele verbindet über Jahre hinweg ein enges, freundschaftliches Verhältnis. Es geht auch nicht darum, Mentor:innen gegenüber voreingenommen zu sein oder sie zu verunglimpfen. Das Ziel besteht darin, die Referendar:innen auf mögliche Situationen vorzubereiten, damit der Sprung ins kalte Wasser nicht zu überraschend kommt.

Was kann man tun?

Viele Referendar:innen vermeiden den Dialog mit ihrem/ihrer Mentor:in. Die Angst vor schlechten Noten spielt eine große Rolle. Man möchte gut dastehen und gute Bewertungen bekommen, um als fachkundige:r Lehrer:in Teil der Schule zu werden.

Ein persönliches Gespräch ist als Lösungsansatz grundsätzlich zu empfehlen. Wenn du deine:n Mentor:in noch nicht sofort mit deinem Anliegen konfrontieren möchtest, kannst du Mitglieder aus dem Kollegium oder dem Seminar einweihen. Möglicherweise haben ‚altgediente‘ Kollegen/Kolleginnen ähnliche Erfahrungen gemacht und können dir Ratschläge geben, wie sie mit der Situation umgegangen sind. Der Austausch mit anderen Seminarteilnehmer:innen kann ebenfalls aufschlussreich sein: Wie ist ihr Verhältnis zum/zur jeweilige:n Mentor:in? Gab es ähnliche Unstimmigkeiten und wenn ja, welche Schritte wurden eingeleitet?

In den Gesprächen mit anderen Lehrkräften, der Schul- oder Seminarleitung sollte man offen über eigene Sorgen sprechen. Diese Bedenken beziehen sich auf fremdes Wohlwollen, von dem man im Referendariat abhängig ist. Deshalb fällt es vielen Referendar:innen schwer, ihre persönlichen Anliegen zur Sprache zu bringen. In solchen Fällen kann eine dritte Person (z.B. ein:e Kolleg:in) als Mediator:in hinzugezogen werden und sich mit deinem/deiner Mentor:in ins Benehmen setzen.

Am schwierigsten ist sicher das Arbeiten an sich selbst. Damit ist nicht nur die Vertiefung von wertvollem Fachwissen gemeint. Bei Feedbackgesprächen sollte man versuchen, mögliche Kritik nicht als Beurteilung oder gar Verurteilung der eigenen Person zu betrachten. Diese Differenzierung braucht etwas Zeit. Am Ende wird sie dir aber dabei helfen, mit kritischen Rückmeldungen gelassener umzugehen.

Wenn die Kritik aber nichts mehr mit der Sache zu tun hat, sollte man sein Gegenüber darauf ansprechen. Geschickt formulierte Sätze wie ‚Mir kommt es so vor, dass es gar nicht um meine Leistungen, sondern um mich geht‘ sind geeignete Einleitungen. Schuldzuweisungen oder ähnliche Reaktionen führen nicht zum Ziel. Sie tragen vielmehr dazu bei, dass sich das Verhältnis verschlechtert.

Falls sich trotz Bemühen keine Verbesserung einstellt, empfiehlt sich der Wechsel des/der Mentor:in. Solche Maßnahmen lassen sich nach Absprache mit der Schul- oder Seminarleitung durchführen. Man sollte sie jedoch nicht auf die lange Bank schieben. Je früher der Wechsel vorgenommen wird, umso positiver wirkt sich die Veränderung auf deine Freude an der Tätigkeit im Klassenzimmer aus.

Darüber hinaus sollte die Berufswahl in regelmäßigen Abständen reflektiert werden. Du kannst dich selbst in einer stillen Minute fragen, ob du dir auch nach dem Referendariat vorstellen kannst, im Schuldienst deine Brötchen zu verdienen.

Motivation ist eine ehrenwerte Sache. Sie darf aber nicht dazu führen, dass man sich Fehler nicht verzeihen kann. Auch in der späteren Laufbahn wird es hin und wieder passieren, dass man mit den erbrachten Leistungen nicht zufrieden ist. Solche Momente sollte man als Teil der persönlichen (Weiter-)Entwicklung betrachten. Besinne dich lieber auf deine Erfolgserlebnisse, von denen es auch eine Menge geben wird: Gelungene Klassenprojekte, Lob von Kolleg:innen oder das Bewusstsein, den richtigen beruflichen Weg eingeschlagen zu haben.

Ein gesunder Blick auf sich selbst und auf die eigenen Stärken ist ein wichtiger Baustein, um die Monate im Referendariat zufriedenstellend abschließen zu können.

Hobbys oder andere Freizeitinteressen sind ein guter Ausgleich zum Schulalltag. Bei der Gartenarbeit oder beim Kuchen backen kann man auftanken und neue Kraft für den nächsten Tag sammeln.
Hobbys oder andere Freizeitinteressen sind ein guter Ausgleich zum Schulalltag. Bei der Gartenarbeit oder beim Kuchen backen kann man auftanken und neue Kraft für den nächsten Tag sammeln.

Schlusswort

Im Referendariat begibt man sich zurück zu den schulischen Wurzeln. Diese bildliche Rückkehr bezieht sich sowohl auf die Örtlichkeiten in der Schule als auch auf die Position als ‚Lehrkraft in der Ausbildung‘.

Während dieser Zeit steht der/die Referendar:in in engem Kontakt zum/zur Mentor:in. Das Verhältnis kann sich entweder als absoluter Glücksfall herausstellen oder problematisch werden. Zu sehr muss man es nicht dem Zufall überlassen: Ein durchweg negatives Verhältnis lässt sich meistens mit einem Mentor:innenwechsel lösen.

Kommunikation ist nicht nur im Referendariat ein kostbares Gut. Der Austausch mit den Mentor:innen sollte nicht auf Fachliches beschränkt sein, sondern auch das Zwischenmenschliche mit einbeziehen. Wenn beide Seiten offen miteinander sprechen können, fällt es auch leichter, ernstere Themen in den Dialogen zu thematisieren.

Auch der/die beste Mentor:in mit echten Vorbildqualitäten hat mal einen schlechten Tag. Diese verständnisvolle Einstellung sollten beide Seiten füreinander aufbringen. Wenn das Verhältnis dauerhaft negativ ist und Konflikte an der Tagesordnung sind, sollte man die Weichen anders stellen. Im Referendariat ist man von mehreren Personen und ihrer wohlwollenden Gesinnung abhängig. Trotzdem hast du in den 18 Monaten bis zum Abschluss nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte. Eines dieser Rechte besteht darin, respektvoll behandelt zu werden.