Corona hat nicht nur massive Auswirkungen auf unser soziales- privates – gesundheitliches als auch wirtschaftliches Leben, sondern fodert immer mehr Familien und vor allem die schwächsten der Gesellschaft, unsere Kinder!
COVID-19 hat nicht nur unser gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Um die Pandemie einzudämmen, wurde unser gesamtes soziales Leben von einem Tag auf den anderen massiv eingeschränkt. Eine besonders herausfordernde Zeit für Kinder, Eltern und Lehrer:innen. Schulen wurden geschlossen und anstatt dessen trat Homeschooling in den Mittelpunkt.
Einige Kolleg:innen berichteten nach einigen Wochen, dass sie große Bedenken haben, da sie feststellen konnten, dass die Defizite vieler Schüler:innen immer größer und größer wurden. Besondern bei Kindern aus bildungsfernen Familien sowie Familien mit nichtdeutscher Muttersprache.
Doch nicht nur in Österreich wurden dazu Stimmen laut, auch Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen auf, dass besonders Schüler:innen aus bildungsfernen Familien unter dieser Krise leiden. In der Umgebung, in der sie leben, können sie meist kein geeignetes Lernfeld vorfinden. Laut IW-Experten und Studienautor Dr. Geis-Thöne, fehlt es hierbei unteranderem an ausreichenden Lernmaterialien, Platz sowie Unterstützung.[1]
COVID-19 hat das Alltagsleben vieler Familien komplett verändert. Das Familienleben wurde von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Viele waren von täglichen Sorgen und Ängsten geplagt. Berufliche Unsicherheiten, Existenzängste, gesundheitliche Sorgen, Homeschooling oder Homeoffice sind nur wenige Stressfaktoren, die ich hier aufzählen möchte. Und dann gibt es da noch einen kleinen, jungen Menschen, der die Welt auch nicht mehr versteht. Gerade in dieser herausfordernden Zeit bräuchte das Kind einen Ort, wo es ein Lernumfeld vorfindet um seine schulischen Aufgaben erfüllen zu können. Nur mit einem richtigen Lernumfeld, kann ein/e Schüler:in den Schulstoff auch nachholen oder erarbeiten.

Lehrmaterial
Ein Lernumfeld, das auch das Lernen ermöglicht, ist gekennzeichnet dadurch, dass das Kind einen Ort hat, an dem es seine Aufgaben in Ruhe und Best möglichst ungestört erledigen kann. Einen eigenen Schreibtisch, einen dazu passenden Stuhl, entsprechendes Licht sowie Arbeitsmaterialien, mit denen gut gearbeitet werden kann (Stifte, Spitzer, Hefte etc.).
Eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft kam zu dem Ergebnis, dass rund 73 Prozent der Zwölfjährigen aus bildungsfernen Familien keinen eigenen Schreibtisch zuhause haben. Kinder aus Familien, welche Arbeitslosengeld beziehen, haben ebenso selten einen eigenen Platz zum Lernen. Im Vergleich dazu haben rund 89 Prozent der Zwölfjährigen, welche aus bildungsnahen Familien kommen, einen eigenen Schreibtisch.[1]
Was macht ein Lernumfeld aus?
Besonders Kinder aus bildungsfernen Familien, sowie Familien mit Migrationshintergrund erfahren gerade in dieser herausfordernden Zeit massive Benachteiligungen. Laut IW hat jedes vierte Kind weder ein Buch noch eine entsprechende Lernsoftware zum Unterrichtsstoff zuhause. Dazu kommt, dass das Bildungsverständnis nicht in allen Kulturen gleich ist. Menschen aus anderen Ländern mit anderen Kulturen sind anders aufgewachsen wie wir und erfuhren in ihrem Land eine andere Bildung als wir. Wir dürfen nicht vergessen, wir leben in einem Land, in dem Bildung einen besonders großen Stellenwert hat. Doch es gibt genügend Kulturen in unserem Klassenzimmer, wo Bildung Buben vorbehalten ist, oder das Arbeiten vom Kindesalter an im Vordergrund steht.
Kinder mit einer anderen Erstsprache, waren während der Corona-Krise oftmals sehr auf sich gestellt und mussten deutlich selbstständiger lernen. Wenige von ihnen hatten das Glück, dass sie zu Hause betreut wurden und die Arbeitsaufträge auch sprachlich bewältigen konnten. Lehrer:innen waren stets um das Wohl der Kinder bemüht und haben ihr Bestes gegeben, dennoch ersetzt ein intensiver Austausch und eine intensive Begleitung nicht die Schule.

Ich habe das Glück an einer kleinstädtischen Schule zu unterrichten. Keines der Kinder aus meiner Klasse ging „verloren“. Dennoch sehe ich jetzt nach der Schulöffnung den starken Unterschied zwischen Kindern, die von zu Hause optimal begleitet wurden und auf der anderen Seite habe ich die Kinder, wo Eltern Schwierigkeiten mit der Deutschen Sprache haben. In diesem Falle ist mir bewusst, dass viele Kolleg:innen ganz andere Schwierigkeiten und Herausforderungen bewältigen müssen und mussten. Da ist meine Situation nörgeln auf hohem Niveau…
Es gibt leider auch an unserer Schule Kolleg:innen die berichten, dass sie Kinder in der Zeit des Homeschoolings verloren haben und auch jetzt nach der Schulöffnung nicht wiedergewinnen konnten. Jede einzelne von uns, kann ihre eigene Geschichte dazu erzählen und jede einzelne rüttelt einem noch mehr wach.
Durch die vergangene Situation wurde wieder bewusst, wie wichtig die Rolle der Schule und der Familie ist. Laut IW werden rund 90 Prozent der Schüler:innen zwischen zwölf und vierzehn Jahren regelmäßig von den Eltern für die Schule motiviert[1]. Diese Motivation beinhaltet aber noch nicht, dass die Kinder auch eine Unterstützung erfahren. Eltern, welche einen höheren Bildungsabschluss aufweisen, unterstützen ihre Kinder häufiger als Eltern bildungsferner Familien.
Doch gerade die Kinder, die aus ungünstigen Lebensverhältnissen kommen, bräuchten ganz besonders unser Augenmerk. Gerade sie bedürfen an Unterstützung und Förderung.
Wie die entstandene Lücke zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Familien wieder verringert werden kann, bleibt vorerst offen. Familien sollten in Zukunft besser unterstützt werden, dass sie das Lebens- sowie Lernumfeld anders gestaltet können. Unser Ziel muss es sein, dass wir allen uns anvertrauten Kindern die gleichen Bildungschancen geben!
Noch ein Tipp von uns: Schau dich hier Digitalisierung der Schule – Was heißt das eigentlich? vorbei. Gerade jetzt ist dies ein immerwährendes Thema, welches uns noch lange begleiten wird.