Kummer verschwindet nicht immer von alleine. Manchmal möchte man sich seine Sorgen einfach von der Seele reden oder braucht Denkanstöße, die neue Möglichkeiten eröffnen.

Diese Tatsache ist auch der Schulleitung nicht neu. Gesprächsangebote an Schulen sollen dabei helfen, innere Ordnung zu schaffen und mit Problemen besser zurechtzukommen. Oftmals stellen sich scheinbar ausweglose Situationen als lösbar heraus, nachdem darüber gesprochen wurde.

Warum sind schulinterne Beratungsangebote notwendig?

Der Schulalltag ist nicht für alle Schulpflichtigen eine bunte Kette von Erfolgserlebnissen. Mangelhaft benotete Klausuren, Probleme beim Lernen oder Schwierigkeiten im Klassenverband können die tägliche Routine zu einer echten Belastungsprobe machen.

Auch Lehrpersonen kennen solche Situationen: Eine anhaltende Überforderung mit der Rolle als Klassenleitung und Konflikte mit Schüler:innen oder Mitgliedern aus dem Kollegium sind nur zwei Beispiele, die selbst motivierten Lehrer:innen den Arbeitsalltag schwer machen können.

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es gibt viele Situationen die ein/e Schüler:in aus dem Gleichgewicht bringen kann. Da ist es hilfreich, zu wissen an wem man sich wenden kann.

Die privaten ‚Begleitumstände‘ haben einen großen Einfluss auf die Bewältigung von schulischen Problemen. Vor allem an den sogenannten Brennpunktschulen sind viele Kinder sich selbst überlassen. Die Eltern haben für ihre Anliegen oft zu wenig Zeit oder können sich nicht in ihre Gedankenwelt hineinversetzen. Ein rapider Leistungsabfall, Mobbing oder psychische Erkrankungen sind häufige Folgen von negativen Erlebnissen, die nicht aus der Welt geschafft werden konnten.

Beratungslehrer:innen möchten der Schüler:innenschaft, den Lehrkräften und allen anderen Angestellten einen Schutzraum bieten. Als neutrale Ansprechpartner:innen sind sie in der Lage, private oder schulische Probleme objektiv zu analysieren. Das gemeinsame Erarbeiten von Lösungsstrategien stellt den hauptsächlichen Kern der Gespräche dar.

Manche Ratsuchende möchten zunächst reden und erhoffen sich zumindest im ersten Kennlerngespräch noch keine Lösung für ihr Problem. Es ist immer unterschiedlich, wie schnell der Knoten platzt. Hier kommt es auf Geduld an. Sowohl die Beratungslehrkraft als auch der/die Betroffene sollte dem Gegenüber Zeit geben, das Problem zu begreifen und richtig einzuordnen.

Wie wird man Beratungslehrer:in?

Beratungslehrkräfte können Lehrer:innen sein, die seit vielen Jahren an der jeweiligen Schule unterrichten. Darüber hinaus stellen viele Schulen freiberufliche Mitarbeiter:innen ein. Trotz ihrer beratenden Tätigkeit sind diese Fachkräfte keine Lehrpersonen, sondern Sozialpädagogen/Sozialpädagoginnen.

Es steht den Ratsuchenden frei, an wen sie sich mit ihren Anliegen wenden. Viele bevorzugen das Gespräch mit einer Lehrkraft aus dem Schuldienst. Andere setzen auf Neutralität und möchten ihre Probleme einem/einer unabhängigen Gesprächspartner:in vortragen, der/die nicht als Lehrperson an der Schule arbeitet.

Welche Qualifikationen sollte man mitbringen?

Einfühlsamkeit ist die wichtigste Fähigkeit. Verschwiegenheit, ein analytisches Geschick und Kommunikation sind weitere Verhaltensweisen, die in jedem Gespräch gefragt sind.

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mit einer Fortbildung und einigen wesentlichen Soft Skills können die Lehrpersonen als Beratungslehrer:in fungieren

In den Fortbildungsseminaren eignen sich die angehenden Beratungslehrer:innen ein psychologisches Fachwissen an. Auf dieses Wissen greifen sie in den Einzelgesprächen zurück. Wer sich für die Tätigkeit als Beratungslehrkraft interessiert, muss seit mindestens 3 Jahren hauptberuflich als Lehrer:in gearbeitet haben und über die oben genannten Soft Skills verfügen.

Neben den fachlichen Fähigkeiten lädt ein freundliches Ambiente beide Beteiligten dazu ein, sich im Gespräch vertrauensvoll zu öffnen. Helle Räumlichkeiten, eine Sitzkonstellation mit direktem Blickkontakt und ein ruhiges Umfeld sind ideale Rahmenbedingungen.

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Was macht eine Beratungslehrkraft?

Ein:e Beratungslehrer:in ist in den Sprechstunden jederzeit ansprechbar. Außerhalb der Sprechzeiten können Betroffene sie telefonisch erreichen und mit ihnen einen Gesprächstermin vereinbaren.

Solche Einzelgespräche sind nur ein Teil der Aufgaben, welche den Beratungslehrkräften zufallen. Bei der Teilnahme an Fortbildungen werden die Fachkenntnisse praxisnah aufgefrischt. Ein aktiver Austausch mit anderen ‚Branchenkollegen/Branchenkolleginnen‘ sorgt für zündende Ideen bei komplizierteren Fällen.

Wie läuft eine Beratungsstunde ab?

Der Verlauf der Gespräche wird von dem zugrundeliegenden Problem bestimmt. Ein beispielhafter Dialog läuft wie folgt ab:

  1. Bevor die Gesprächspartner:innen ins Detail gehen, wird der/die Schüler:in von der Beratungslehrkraft begrüßt. Ein paar private Worte eignen sich als Einleitung und nehmen zugleich die Anspannung.
  2. Nun darf der/die Schüler:in von dem Problem berichten, welches ihn/sie zum Besuch veranlasste. Währenddessen hört die Beratungslehrkraft genau zu und beurteilt die Aussagen aus einer analytischen Perspektive.
  3. Anschließend findet ein Dialog zwischen den Beteiligten statt. Während des intensiven Gesprächs bekommen beide Seiten nähere Einblicke in die Gedankengänge des/der Anderen: Der/die Beratungslehrer:in versteht, weshalb die geschilderte Situation als belastend empfunden wird. Im Gegenzug erhält der/die Schüler:in Ratschläge zur Bewältigung des Problems.
  4. Das gemeinsame Erarbeiten von Lösungsstrategien zielt auf eine langfristige Besserung der Situation ab. Neben dem Anlass für das Gespräch spielen die Persönlichkeit des/der Schüler:in eine Rolle bei der Frage, welcher Lösungsansatz am besten geeignet ist. Überdies macht es einen Unterschied, welcher Lebensbereich die Ursache für das Problem darstellt. Konflikte mit Mitschülern/Mitschülerinnen erfordern andere Strategien als Probleme privater Natur.
  5. Am Ende des Gesprächs überlegen die Beteiligten, wie sie weiter verfahren wollen. Sie legen einen zweiten Termin fest oder kommen zu der Erkenntnis, dass kein weiterer Handlungsbedarf besteht. Diesen Entschluss trifft nicht allein der/die Beratungslehrer:in. In erster Linie muss die Schüler:in entscheiden, wie es für ihn/sie im Kontext der Beratung weitergeht.
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ein offenes Ohr und ein Gespräch kann die Situation meist schon wesentlich verbessern

Zur besseren Lesbarkeit wurde Bezug auf Schüler:innen genommen. Beratungsgespräche richten sich jedoch an alle Personen, die einen Großteil ihres Alltags an Schulen verbringen.

Jede Sitzung ist ein vertrauliches Gespräch. Beratungslehrer:innen haben Schweigepflicht und dürfen Außenstehenden keine Einzelheiten über die Gesprächsinhalte mitteilen. Die Ratsuchenden können sie allerdings von ihrer Schweigepflicht entbinden.

Manche Probleme sind größere Hürden, die nicht in einer einzigen Sitzung geklärt werden können. Wenn die Möglichkeiten der beratenden Person ausgeschöpft sind, kann sie sich mit psychologischen Beratungsstellen in Verbindung setzen.

Lehrkräfte können ihre Klasse auf das Beratungsangebot hinweisen. Dabei sollten sie deutlich machen, dass in den Sprechstunden jedes Anliegen ernst genommen wird. Wer Hilfe braucht, ist im Sprechzimmer herzlich willkommen – seien es Schüler:innen, Lehrer:innen aus dem Kollegium oder Eltern, die sich professionell beraten lassen möchten.

Ein Angebot basiert auf Freiwilligkeit statt auf Verpflichtung. Die Teilnahme an den Beratungsgesprächen darf nicht erzwungen sein. Unfreiwillige Gespräche sind nicht zielführend. Vielmehr sollte der Klasse oder dem Kollegium signalisiert werden, wo sie im Bedarfsfall Unterstützung bekommen.

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Beratungsgespräche sollten immer ein Kann- und kein Muss- Angebot sein.

Schlusswort

Schüler:innen, Lehrpersonen und Angestellte im Schulwesen müssen ihre Sorgen nicht alleine lösen. Sie haben die Möglichkeit, entsprechende Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen.

In den vertraulichen Gesprächen dürfen alle privaten, beruflichen oder schulischen Belange offen angesprochen werden. Ein persönlicher Dialog, bei dem sich beide Gesprächsteilnehmer:innen in die Augen sehen können, ist der erste und vor allem richtige Schritt.

Beratungslehrkräfte haben sowohl eine Vorbildfunktion als auch einen Auftrag. Sie sollen ihrem Gegenüber das Gefühl vermitteln, auf Augenhöhe behandelt zu werden. Eine respektvolle Gesprächskultur gibt Sicherheit und schafft Vertrauen. Der größte Fehler, den ein:e Beratungslehrer:in machen kann, sind Sätze wie ‚Nimm dich selbst nicht so wichtig‘ oder ‚Reiß dich zusammen, dann siehst du die Situation auch nicht mehr so negativ‘. Gerade bei Grundschulkindern können solche ungeschickt formulierten Reaktionen gravierende Folgen haben.

Das Sprechzimmer wird größtenteils von der Schüler:innenschaft aufgesucht. Schließlich sind sie die primäre Zielgruppe der kostenlosen Beratungsmaßnahmen. Wenn du als Elternteil, Referendar:in oder auch als Lehrkraft mit jahrzehntelanger Berufserfahrung den Wunsch nach einem Gespräch verspürst, solltest du mit einer Terminvereinbarung auf keinen Fall zögern. Die Beratungsstelle steht allen offen, die direkt oder indirekt mit dem Schulalltag zu tun haben. Den beratenden Lehrkräften ist viel daran gelegen, dass ihre Schützlinge (wieder) gerne zur Schule gehen und nach den Beratungsgesprächen unter vier Augen zuversichtlich in die Zukunft blicken.